Istanbul - Metropole auf zwei Kontinenten

When you travel, remember that a foreign country is not designed to make you comfortable. It is designed to make its own people comfortable.
Clifton Fadiman

Am Wochenende in Istanbul kamen gleich mehrere Dinge auf einmal zusammen. Freitag Abend hießen mich Selim  und seine Familie in ihrem Haus herzlich willkommen und gaben mir eine erste Einführung in die islamische Kultur.  Am Samstag Nachmittag traf ich mich zum ersten Mal mit David, Jim und Clive, welche an diesem Wochenende ebenfalls in Istanbul waren und mit denen ich gemeinsam China durchqueren werde. Gut zu wissen, dass die Jungs einen gesunden Humor zu schätzen wissen. Immerhin werden wir einige Wochen zusammen reisen. David und Jim sehe ich noch einmal Ende der Woche zwei tausend Kilometer weiter südöstlich. Danach trennen sich unsere Wege wieder. Während meine Route über den Iran nach Turkmenistan führt, werden David und Jim über Georgien und Aserbeidschan nach Turkmenistan reisen. Mitte Juni sehen wir uns dann in Kirgisien  wieder.

Doch auch der Sonntag hatte seine Überraschungen: Zuerst überquerte ich den Bosporus – die Meerenge welche Europa von Kleinasien trennt – und durfte mich auf dem Weg erneut an den Verkehrsverhältnissen in Istanbul erfreuen. Nachmittags unternahm ich einen Spaziergang durch die Einkaufsstraßen der Altstadt und registrierte beiläufig das überdurchschnittlich hohes Polizeiaufgebot. Dann marschierten plötzlich Demonstranten auf und alles ging sehr schnell: Ein lauter Knall, Wasserwerfer, Tränengas und Halenur zog mich plötzlich in ein Geschäft, welches gerade dabei war, die Glastüren zu verriegeln und die Jalousien herunterzulassen. Selbst bei verriegelten Türen verspürte man noch einen beißenden Geruch in der Nase und bekam Tränen in die Augen. Über die Videokameras des Geschäftes war zu beobachten, wie die Polizei die Strassen  „leer fegte“ und nach nur wenigen Minuten war alles wieder vorbei und wir setzten unseren Spaziergang durch die Stadt fort.

Der Abend war dann geprägt von Fussballgesängen und Fans von Galatasaray Istanbul kamen voll und ganz auf ihre Kosten. Der Türkische Erfolgsverein gewann vorzeitig seinen 19. Titel in der Meisterschaft und wer sich auch immer zu diesem Zeitpunkt in der historischen Altstadt aufhielt, wohnte unweigerlich einem Fussballfest bei.

Eigentlich wollte ich die Metropole bereits am Montag wieder verlassen, blieb dann aber noch zwei weitere Tage und lernte die Stadt auch abseits der touristischen Pfade ein wenig kennen.

Da gab es jedoch noch etwas, was ich an diesem Wochenende angehen musste. Es war ein Schritt zurück zum Thema „Planung und Vorbereitungen“. Ich hatte schon befürchtet, diesen Fehler erneut zu machen – zu viel gut gemeintes Gepäck. Nach einer Woche und 2.500 Kilometern war jedoch klar, dass es einer sehr kritischen Durchsicht bedurfte. Den Anfang machte mein favorisiertes Eau de Toilette, welches am Sonntag aus der Waschtasche fiel und am Boden zerschellte. Auch ein Weg sein Gepäck zu reduzieren. Klar war jedoch, man muss sich auch von Dingen trennen, die man eigentlich nicht missen möchte. Schwieriger fiel die Entscheidung, wenn es sich um Ersatzteile handelte. Am Ende gingen jedoch sechs Kilo Gepäck zurück nach Deutschland.