A journey is best measured in friends, rather than miles. – Tim Cahill
Esfahan mit seinen persischen Gärten, den begrünten Boulevards und einer Vielzahl bedeutender islamischer Gebäude, ist möglicherweise auch die schönste Stadt im Iran. Mein Lieblingsplatz war der Naqsh-e Jahan Square. Nachmittags war der Platz noch recht leer aber gegen Abend füllt er sich häufig mit Menschen, welche picknicken, spazieren gehen oder einfach die Atmosphäre genießen.
Eine der wohl beeindruckendsten Moscheen, welche ich auf meiner Reise bisher gesehen habe, ist die Masjed-e Jameh Moschee in Esfahan. Auf meinem Weg dorthin schlenderte ich durch einen der Bazare und kam mit Cyrus ins Gespräch, dessen Familie ein altes traditionelles Restaurant betreibt. Aufgrund der vielen Iraner, welche hier zu Mittag speisten, durfte man annehmen, dass die angebotenen Mahlzeiten sich allgemeiner Beliebtheit erfreuten. Da es allerdings keinen freien Platz mehr gab, fragte mich Cyrus, ob es mir etwas ausmachen würde, neben der Küche zu essen. Für mich sollte das kein Problem darstellen und so sah ich auch, was sich später in meinem Essen wiederfinden sollte. Es gab „Bergani“, ein Gericht, bei dem verschiedene Fleischsorten mit allerlei Gewürzen zu Hackfleisch verarbeitet werden und in einem Brotleib auf den Tisch kommen. Dazu gab es frischen Salat und zum Trinken einen Mix aus Joghurt, Wasser und Kräutern.
Nach der durchaus leckeren Mahlzeit, führte mich Cyrus zur Moschee und wies mich auf einige bedeutende Details hin. Dann nahm ich mir die Zeit, im Schatten von Masjed-e Jameh ein wenig über die Geschichte des Iran zu lesen.
Bevor ich von Esfahan weiter nach Süden reiste, half mir Omid noch, einen Service für meine Nikon-Kamera ausfindig zu machen. Bedauerlicherweise ging an meinem letzten Tag in der Türkei der Autofokus meiner Spiegelreflex kaputt und ich hatte keine Ahnung, wo ich am ehesten einen Nikon-Reparturservice finden sollte. Die Kamera musste nach Teheran und wir vereinbarten, dass ich in drei Tagen noch einmal nach Esfahan zurückkommen würde, um die Kamera abzuholen. Ich war mir nicht sicher, ob das ganze Vorhaben realistisch war, da alleine der Transport von und nach Teheran zwei Tage in Anspruch nehmen würde. Doch eine bessere Alternative hatte ich nicht und der nächste Service mit ausreichend Zeit vor Ort, wäre wahrscheinlich erst in Bangkok verfügbar.
Von Esfahan ging es nach Shiraz, berühmt für seine Poeten und einst auch für seinen Wein, der heute – wenn überhaupt – nur noch im Verborgenen hergestellt wird. Auf meinem Weg nach Süden ließ ich es mir nicht nehmen, Perspolis, eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs, zu besuchen, welche unrühmlich 330 v. Chr. durch Alexander den Großen zerstört wurde. Am Abend erreichte ich Shiraz und blieb für zwei Nächte bei Tahereh und Mahmood, welche mich herzlichst aufnahmen. Auch hier lernte ich in abendlichen Gesprächen wieder einiges über den Iran, die Menschen und die Missstände im Land.
Da meine Zeit im Iran langsam zur Neige ging, war ich am kommenden Tag von früh bis spät auf den Beinen und lernte die Stadt so zu Fuß kennen.
Bevor ich nach Esfahan zurückkehrte, verbrachte ich noch eine Nacht in Yazd, eine der ältesten Städte im Iran, welche am Rande der Wüste liegt. Einmal stoppte mich die Polizei, wobei ich mir dieses Mal eigentlich keiner Schuld bewusst war. Allerdings wurde das Wort „Radar“ nur einmal kurz erwähnt, bevor sich das Gespräch wichtigeren Themen zuwendete, wie beispielsweise dem Preis meiner Ersatzreifen. Die Jungs hatten alle ein freundliches Lächeln im Gesicht und somit war die ganze Situation recht entspannt. Wir schüttelten die Hände und ich war wieder auf der Strasse.
Meine Spiegelreflex-Kamera war tatsächlich zurück in Esfahan und der Nikon-Service in Teheran konnte das Problem beheben. Wow ! Das darf sich wohl verdient Express-Service nennen. Mittlerweile musste ich aber auch mein Zeitfenster für Turkmenistan ins Auge fassen. Ich hatte nur ein 5-Tages Transitvisum für das Land erhalten und der Weg von Esfahan in den Norden war lang. Dennoch blieb ich noch einen Tag länger in der Esfahan und grillte am Abend vor meiner Abreise mit Pary ein paar herzhafte Lamm-Spieße auf dem Dach ihres Appartmenthauses. Um 4:00 Uhr morgens eskortierte sie mich an den Stadtrand und ich sah meinem knapp 900 Kilometer langen Weg nach Gorgan entgegen.
Die Strassen waren gut und so war ich bereits um 9:00 Uhr in Teheran und erreichte am Nachmittag mein Ziel im bewaldeten und grünen Norden des Landes. Farshid, welcher mich gedanklich auf meiner ganzen Reise durch den Iran begleitete, empfahl mir, in Gorgan bei seinem Cousin zu nächtigen. So verbrachte ich den letzten Abend im Iran mit Amin und seinen Freunden, bevor er am nächsten Morgen seinen Dienst wieder aufnahm und ich mich in Richtung Ashgabat aufmachte.
In den letzten Wochen trank ich sicher mehr Tee als in den vergangenen zwei Jahren und den Iran zu verlassen fühlte sich an, als würde man sich von guten Freunden verabschieden. Auf meinem Weg durch ein Land, welches mir noch vor Kurzem so fremd erschien, wurde ich überall freundlich gegrüßt. Menschen riefen mir im Verkehr „Welcome to Iran“ zu oder zeigten mir mit einem Lächeln und einer Handbewegung, wie willkommen ich in ihrem Land war.
Aufgewachsen in der westlichen Welt, wurde ich durch die Gastfreundschaft, welche ich in diesem Teil der Erde erleben durfte, zeitweise beschämt. Doch es sind diese Erlebnisse, welche am längsten in Erinnerung bleiben werden.