Thailand  -  Bangkok  vs.  Koh Mak

I like to listen. I have learned a great deal from listening carefully. Most people never listen. – Ernest Hemingway

Bangkok war ein Meilenstein auf dieser Reise und mit dem eigenen Bike in die City einzutauchen war schon was Besonderes, auch wenn der Verkehr in der 8 Millionen Metropole nicht gerade für Entspannung sorgt.

Ich hatte hier eine ganze Reihe zu organisieren. Zuerst einmal musste ich jemanden finden, der Aluminium schweissen konnte und mir dabei half, meine Seitenkoffer zu versteifen. Die Touratech-Koffer bedurften einer echten Überarbeitung. Bei dem von Touratech anvisierten Preisniveau hätte ich deutlich hochwertigere Schweißnähte im oberen Rahmen erwartet … aber „Erwartungen“ halfen mir in Bangkok herzlich wenig. Vielleicht wirft man bei Touratech einfach noch mal einen kritischen Blick auf den Verarbeitungsprozess. Das lässt sich besser machen …

Die ersten zwei Tage verbrachte meine GS bei Dynamik Motors. Hier war man unglaublich hilfsbereit. Die kleine Werkstatt ist eine gute Adresse, wenn man in Bangkok jemanden sucht, der ausreichend Erfahrung mit grossen Bikes hat. Yut, der Eigentümer organisierte mir auch die neuen Reifen und übernahm noch einige andere kleine Aufgaben. Den Seitenkoffer im Arm fegte ich mit einem der Mechaniker auf einem Skooter durch die Strassen von Bangkok, um den Aluminium-Schweisser aufzutreiben. Nachdem die Nähte gefixt waren, nieteten wir noch eine dünne Stahlplatte auf die Innenseite des rechten Koffers, um so mehr Stabilität in die Rückwand zu bekommen. Danach ging es zu BMW.

Für die zehn Kilometer durch die City brauchte ich 1,5 Stunden, wobei sich der luftgekühlte Boxer bei 34 Grad Außentemperatur im dahin kriechendem Stadtverkehr bedenklich nahe am oberen Limit des zulässigen Temperaturbereichs bewegte. Ich schaltete die Maschine daher so oft wie möglich aus, um ein Überhitzen des Motors zu vermeiden. Bei BMW verbrachte mein Bike dann die folgenden zwei Tage. Mittlerweile war die 30.000 km Durchsicht fällig und darüber hinaus musste ich meinen gebrochenen Bremshebel ersetzten. Hier bekam meine GS auch endlich mal wieder eine intensive Wäsche verpasst. Die letzte richtige Dusche gab’s – wenn ich mich recht erinnere – in Hanoi. Jedenfalls strahle sie wie eine Beauty-Queen als ich sie bei BKK Motorcycle wieder abholte.

Von Bangkok aus wollte ich nach Koh Mak, einer kleinen, wenig touristischen Insel nahe der kambodschanischen Grenze. Bevor ich Bangkok allerdings verlassen konnte, musste ich noch die logistisch anspruchsvollste Aktion der Reise anstossen: Ich musste jemanden finden, der mir half das Bike von Bangkok nach Kathmandu zu fliegen. Obwohl Myanmar (Burma) sich langsam dem Grenzverkehr öffnet, war es nach wie vor nicht möglich, das Land mit dem eigenen Fahrzeug alleine zu durchqueren. Somit blieb mir wie erwartet der Landweg nach Nepal/Indien versperrt und ich folgte meinem ursprünglichen Plan, das Bike nach Nepal zu fliegen. THAI Airways bedient die Strecke zwar täglich, erwartet aber, dass man mit einem lokalen Spediteur zusammen arbeitet, der alle notwendigen Formalitäten erledigt und die Einhaltung der erforderlichen Auflagen gewährleistet. Diesen Spediteur muss man erst einmal finden. Zudem musste ich ein wahrlich grosses „Paket“ schnüren. Meine Wahl fiel auf P.T. Air Cargo. Die Gesellschaft hatte bereits Erfahrung mit dem „verschiffen“ von Motorrädern und überzeugte durch eine professionelle Zusammenarbeit. Selbst die Jungs, welche später die Kiste bauten, machten einen guten Eindruck. Es war offensichtlich nicht das erste Mal, dass sie eine Box um ein Motorrad zimmerten.

Nachdem ich die notwendigen Absprachen in Bangkok getroffen hatte und ein potentieller „Verschiffungstermin“ im Kalender markiert war, ging es nach Koh Mak. Die Insel ist tatsächlich eine kleine Oase der Ruhe. Da die Regenzeit noch immer nicht vorüber war, hatte auch die Hauptsaison noch nicht angefangen. Das machte die Insel um so entspannter. Ursprünglich hatte ich vor, das Bike mit nach Koh Mak zu nehmen und nach Auskunft der lokalen Skipper, sollte es auch ein Boot geben, welches das Motorrad transportieren konnte. Als ich den Kutter allerdings am Pier sah, war ziemlich schnell klar, dass ich nicht einmal im Ansatz den Versuch unternehmen würde, meine GS auf den Kahn zu bekommen. Die Mannschaft an Board sah dagegen kein Problem … nun ja, man kann vielleicht ein Moped derart verladen. So ein Motorroller lässt sich wahrscheinlich auch mit einer Hand balancieren. Meine GS hätte diesen Balanceakt vermutlich nicht überlebt. Geschweige denn, dass ich eine Idee gehabt hätte, wie ich 260 kg überhaupt auf die kleine Rampe bekommen sollte, welche quasi in der Luft begann. Auch war völlig unklar, wie man das Motorrad wieder von Bord ans Festland zu bringen gedachte … den Künstler möchte ich sehen, der die GS eine derart schmale Rampe bergauf schiebt …

Auf der Insel traf ich nach einigen Tagen auf Parker, der hier mit seiner Frau Judy ebenfalls ein paar Tage auszuspannen gedachte. Parker lebt und arbeitet seit einigen Jahren in China und die Zeit, die wir zusammen verbrachten, war eine willkommene Abwechslung auf der Insel. Als er erfuhr, dass ich mit dem Motorrad unterwegs war, erzählte er mir, dass er vor einigen Jahren in Taiwan einen Motorradunfall hatte, bei dem sein linkes Bein von einem Auto regelrecht zertrümmert wurde. Er verbrachte gute drei Jahre auf Krücken. Die vielen Narben an seinem leicht verkürzten Bein erzählen dazu ihre eigene Geschichte. Wissend, wie irrsinnig und zeitweise wenig kalkulierbar der Verkehr in Asien sein kann, lassen mich solche Stories alles andere als unberührt…

Während Judy an einem sonnigen Nachmittag einen privaten Kochkurs besuchte, gingen die Jungs draussen spielen ;-). Zusammen nahmen Parker und ich uns ein Kanu und paddelten auf eine der kleinen umliegenden Inseln. Kurz bevor wir das Boot zu Wasser liessen, entschied ich mich noch, meinen Rucksack mit Kamera besser an Land zu lassen. Gute Idee. Wir kenterten zwei Mal und fischten unsere Sachen aus dem Wasser. Auf einer der kleinen Inseln fanden wir eine Kokosnuss am Strand, welche wir in mühevoller Kleinarbeit zu schälen versuchten. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Wir schlugen die Nuss auf die im Wasser liegen Felsen und hämmerten mit scharfen Steinen auf die grüne Hülle ein. Herrje, die Dinger sind vielleicht hartnäckig. Doch mit ausreichend Geduld knackten wir auch diese Nuss im wahrsten Sinne des Wortes. Den Inhalt in seiner Ursprünglichkeit vor einer derart tropischen Kulisse zu geniessen war die Mühen wert gewesen.

Wenige Tage später ging es zurück nach Bangkok. Samstag Morgen traf ich mich mit Ratchaneewan von P.T. Air Cargo und gemeinsam fuhren wir zu einem Lagerhaus, wo man mich bereits erwartete, um die besagte Kiste zu bauen. Um das Volumen zu reduzieren demontierte ich Vorderrad, Spiegel und Windscreen und zog die Maschine tief in die Federn. Zwei Stunden später war die BMW verpackt und ich stand kurz vor dem letzten grossen Kapitel der Reise: Nepal und Indien. So sehr ich die letzten zwei Monate trotz Regenzeit in Südostasien genossen hatte, so sehr freute ich mich mittlerweile aber auch wieder auf eine gigantische Bergwelt. Der Himalaya ist dies bezüglich sicher ein ganz besondere „Spielwiese“ …

Dienstag Morgen hatte Flug TG 319 von Bangkok nach Kathmandu aussergewöhnliche Fracht an Bord. Während ich meinen Platz in der Passagierkabine einnahm, ruhte meine Kiste im Unterdeck. Ich bat den Steward noch vor Abflug die Cargo-Liste zu prüfen, um sicher gehen zu können, dass mein „Paket“ auch tatsächlich an Bord war. Er gab mir grünes Licht. Wenn nun alles glatt ging, dürften sich die Strassen von Kathmandu am Abend am Sound meiner Zwölfhunderter erfreuen …

Stay tuned !